Wir vernetzen Andrologen & Patienten! weitere Infos

Hodenkrampfader (Varikozele)

Hodenkrampfader

Die Samenstränge in den Hoden sind von einem Venengeflecht umgeben. Ist dieses vergrößert, spricht man von einer Varikozele (Krampfaderbruch). Fast immer ist die linke Seite des Hodens betroffen, obwohl auch eine rechts- oder beidseitige Varikozele vorkommen kann.

Entsprechend dem derzeitigen Forschungsstand werden Hodenkrampfadern in mehrere Grade unterteilt, welche sich nach der Schwere der Erkrankung sowie der Erkennbarkeit klassifizieren lassen. Hodenkrampfadern können die Fruchtbarkeit des Mannes negativ beeinflussen und zählen daher zu den besonders häufigen Ursachen von Kinderlosigkeit bei Männern. Ursächlich ist eine starke Wärmeentwicklung durch den Blutrückstau im Hodenbereich. Insbesondere wenn die Familienplanung noch einen Kinderwunsch beinhaltet, sollten betroffene Männer einen Facharzt konsultieren.

Varikozelen haben statistisch ihr höchstes Vorkommen bei jungen Männern, entwickeln sich oft bereits während der Pubertät, können aber auch schon bei Kindern entstehen. Häufig werden sie aber erst im Erwachsenenalter bemerkt.

Definition Varikozele

Die Varikozele (Varicocele testis) ist eine Erweiterung des Venengeflechts im Samenstrang am Hoden, welche je nach Grad der Erkrankung fühlbar sowie auch optisch zu erkennen ist.

Symptome

Eine leichte Varikozele verursacht oft noch keine sicht- und spürbaren Symptome. Im fortgeschrittenen Stadium sind jedoch oft wurmartige Wucherungen unter der Haut am Hodensack erkennbar. Der Hodensack des Mannes schmerzt und fühlt sich aufgebläht oder geschwollen an, was sich insbesondere beim Stehen bemerkbar macht.

Ursachen

Für einen Hodenkrampfaderbruch kommen mehrere Ursachen in Frage. Dabei wird zwischen einer primären, gleichbedeutend mit anlagebedingt, und einer sekundären Erkrankung bzw. symptomatischen Varikozele unterschieden. Diese medizinische Unterteilung erfolgte, da beide Formen der Hodenkrampfader durch verschiedene Faktoren begünstigt werden.

In diesem Zusammenhang bleibt noch zu erwähnen, dass die primäre Form deutlich häufiger vorkommt und insbesondere große und schlanke Männer betroffen sind.

Sekundär

Sekundäre Varikozelen kommen deutlich seltener vor. In diesen Fällen ist die Krampfader das Symptom einer anderweitigen Erkrankung oder Schädigung. Ursächlich sind in diesem Fall oft Nierentumore oder Tumore am Harnleiter, aber auch ein Riss der Hodenvenen oder deren Verschluss durch ein Blutpfropf können die sekundäre Varikozele nach sich ziehen.

Untersuchung & Diagnose

Die Varikozele lässt sich häufig mit den Fingern fühlen und den Augen erkennen. Diese Untersuchung sollte sowohl beim stehenden Patienten, als auch im liegenden Zustand erfolgen. Wenn sich der Verdacht erhärtet, wird der Arzt eine Sonografie durchführen. Diese Ultraschalluntersuchung sollte neben dem Hoden auch die Nieren und bestimmte Bereiche im Bauch abdecken. Anhand der entstandenen Bilder kann die Diagnose bestätigt und gegebenenfalls eine sekundäre Varikozele ausgeschlossen werden. Des Weiteren wird auch eine Ejakulatanalyse (Spermiogramm) zur Fruchtbarkeitsabklärung empfohlen, dem sich je nach Befund auch eine Blutabnahme zur Untersuchung bestimmter Hormonwerte (u.a. Testosteron) anschließen kann.

Behandlungsmethoden & Erfolgschancen

Nicht immer ist bei Hodenkrampfadern eine zeitnahe Behandlung notwendig. Insbesondere bei Kindern kommt es sehr oft zu einer spontanen Rückbildung. Eine Varikozele sollte jedoch beseitigt werden, wenn der Mann Schmerzen verspürt, einen Kinderwunsch hat oder in seiner Lebensführung deutlich eingeschränkt ist. In der Regel bestehen gute Heilungschancen. Diese werden zudem verbessert, wenn eine Therapie möglichst frühzeitig begonnen wird. Die allgemeinen Behandlungsziele sind insbesondere eine Schmerzreduktion, die Verbesserung der Samenqualität sowie Normalisierung des Hormonhaushalts. Zur Behandlung sind verschiedene Ansätze denkbar, wobei die schonenden Verfahren der Sklerosierung nicht bei jedem Mann möglich sind. In dem Fall wird die Behandlung durch eine offene Operation erfolgen.

Liegt der Hodenkrampfader eine sekundäre Ursache zu Grunde, muss der auslösende Faktor dieses Symptoms beseitigt werden. Gegebenenfalls schließt das die erfolgreiche Therapie einer Tumorerkrankung mit ein.

Venenverödung

Eine mögliche Behandlungsmethode von Varikozelen ist die Verödung der betroffenen Venen, auch Sklerosierung genannt. Bei vielen Männern wird die Behandlung mit einer antegraden Verödung durchgeführt, ein Verfahren, welches zudem als derzeitiger Goldstandard gilt. Der Eingriff erfolgt nahezu ausschließlich ambulant, wobei lediglich das Operationsareal lokal betäubt wird. Im Zuge der Therapie wird ein Mittel zur Verödung der Hodenvenen gespritzt. Zur Überwachung bzw. Ergebniskontrolle kommen Röntgenstrahlen zum Einsatz. Das Verfahren gilt als zielführend und schonend zugleich.

Ebenfalls recht häufig erfolgt die Behandlung mit einer sogenannten retrograden Verödung. Dabei werden die Vene im Bereich der Leiste geöffnet und ein kleiner Katheter eingeführt. Dieser wird bis in den Bereich der Samenstränge geleitet und das betroffene Venengeflecht wird durch die Zufuhr eines Sklerosierungsmittels verödet. Der Eingriff wird ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt.

Offene Varikozelenoperationen

Die operative Behandlung der Varikozele ist ein relativ unkomplizierter Routineeingriff und wird entweder laparoskopisch oder mikrochirurgisch durchgeführt, wobei vielfältige OP-Varianten entwickelt wurden.

Eine mikrochirurgische Operationsmethode wird überwiegend stationär durchgeführt und erfordert ein gewisses Geschick des Operateurs. Grundsätzlich kann dieser Eingriff aber auch ambulant unter Vollnarkose erfolgen. Zu Beginn der Operation wird der Arzt das Gewebe im unteren Leistenbereich mit einem Skalpellschnitt öffnen und sich so den Zugang zu den Hodenvenen ermöglichen. Anschließend werden die betroffenen Venen unterbunden und die Wunde wieder verschlossen. Während der gesamten OP kommt ein stark vergrößerndes Elektronenmikroskop als Hilfsmittel zum Einsatz.

Bereits seit vielen Jahren werden Hodenkrampfadern aber auch laparoskopisch operiert. Das entscheidende Hilfsmittel ist in diesen Fällen ein Endoskop. Der Eingriff ist in etwa mit einer Bauchspiegelung vergleichbar. Ziel dieser Methode ist es, die geschädigte Vene mit einem Clip abzubinden.

Zu den potentiellen Risiken offener Operationsverfahren zählt die Schädigung von umliegenden Nerven sowie Samen- oder Harnleiter. Diese Verletzungen sind jedoch sehr selten. Innerhalb der ersten Tage können lokale Schmerzen sowie Schwellungen und Entzündungen im Bereich der Hoden auftreten. Weitere mögliche Folgen sind zudem Infektionen, Blutgerinnsel oder ein Verschluss der Blutgefäße. Diese treten aber nur selten auf.

Nach einigen Tagen, spätestens jedoch zwei Wochen nach dem Eingriff, sind Patienten wieder arbeitsfähig und können auch ein ausgiebiges Bad nehmen sowie Sport treiben. Nach einem halben Jahr kann das Behandlungsergebnis hinsichtlich der Fruchtbarkeit durch das Spermiogramm beurteilt werden. Auch die Krampfadern sollten sich nach einigen Monaten deutlich zurückgebildet haben. Eine erneute Krampfaderbildung ist zwar möglich, aber kommt äußerst selten vor.

Beratungstermin zum Thema Varikozele vereinbaren