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Penisverkrümmung (Penisdeviation)

Leichte Penisverkrümmungen sind recht häufig und oft unbedenklich. Wenn der Winkel der Krümmung jedoch zunimmt und das Ausmaß den Mann belastet, sollte ein Facharzt hinzugezogen werden. Bei einigen Betroffenen erschwert die Erkrankung den Geschlechtsverkehr oder macht diesen gänzlich unmöglich. Zum Teil kann es auch zu Schmerzen bei der Partnerin kommen, ausgelöst durch die Krümmung des Geschlechtsteils vom Mann.

Etwa jeder hundertste Mann leidet unter einer Penisverkrümmung bzw. Induratio Penis Plastica (IPP). Überwiegend tritt die Penisverkrümmung bei Männern erst zwischen 40 und 65 Jahren auf oder besteht bereits seit der Geburt. Daher wird unter Medizinern zwischen der angeborenen Penisverkrümmung und einer später erworbenen Deviation (Krümmung) unterschieden.

Definition: Was ist eine Penisdeviation?

Die Penisdeviation ist eine angeborene oder im Laufe des Lebens erworbene Deformation des Gliedes, welche unterschiedliche Ausmaße annehmen kann. Die Krümmung geht bei der Penisdeviation über das normale Maß hinaus und wird bei der erworbenen Form durch die Ausbildung von Plaques im Schwellkörper hervorgerufen.

Symptome

Bei einer Penisverkrümmung ist der Penis optisch deutlich als krumm zu erkennen. Das Glied des Mannes kann sowohl horizontal als auch vertikal stark gebogen sein. Hervorgerufen wird der Zustand bei der später erworbenen Form durch flache längliche Knoten am Penis, den so genannten Plaques. Diese können sich vernarben und zur Krümmung oder Verkürzung des Gliedes führen. Auch Verhärtungen oberhalb der Eichel sind möglich und können eine schwächere Ejakulation zur Folge haben. Der Mann hat in diesen Fällen eine geringere Empfindlichkeit im Bereich der Eichel.

Das Plaque, eine knotige Gewebeveränderung, ist oft deutlich mit den Fingern zu ertasten. Bei einem schweren Verlauf der Penisverkrümmung und in den ersten Monaten der Erkrankung kann die Erektion auch mit Schmerzen einhergehen. Zudem treten bei manchen Patienten auch Erektionsprobleme als Folge der Deviation auf. Diese können zum einen durch die psychische Belastung aber auch aufgrund zirkulärer Plaques entstehen. Letztere bewirken eine Instabilität des Gliedes.

Ursachen

Die Verkrümmung kann bereits seit der Geburt bestehen und hat in diesen Fällen genetische Ursachen. Sie kann aber auch erst im späteren Leben erworben werden. In letzterem Fall kommen verschiedene Auslöser, sowie eine Kombination aus diesen, in Frage. Welche Faktoren eine IPP begünstigen, konnte noch nicht vollständig geklärt werden. Sehr wahrscheinlich haben Raucher, Alkoholkranke und Diabetespatienten ein erhöhtes Risiko, an der IPP zu erkranken.

Als sicher gilt, dass im Zuge der Wundheilung kleinerer oder größerer Verletzungen am Schwellkörper (u.a. Penisruptur) eine IPP auftreten kann. Vermutlich ist ein gestörter Stoffwechsel des Bindegewebes für deren Auftreten verantwortlich. Möglicherweise können auch Vitaminmangel sowie bestimmte Medikamente die Verkrümmung hervorrufen.

Die angeborene Penisdeviation entsteht hingegen aufgrund narbiger Faserstrukturen. Bei einigen wenigen Patienten ist sie auch die Folge einer Harnröhrenverkürzung. Diese sehr seltene Ursache der Fehlbildung muss dann in einer gesonderten speziellen Operation behandelt werden, welche aufgrund besserer Resultate bereits im frühen Kindesalter erfolgen sollte.

Untersuchung & Diagnose

Der Arzt wird den Patienten zuerst zum erstmaligen Auftreten der Krümmung, dem Ausmaß der Beschwerden sowie zu bestehenden Erkrankungen befragen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang insbesondere auch frühere Verletzungen im Genitalbereich.

Oft sind Verlauf und Ausmaß der Penisverkrümmung für Mediziner erst im erigierten Zustand ersichtlich. Dazu können durch den Patienten selbst aufgenommene Fotografien, die Injektion eines Medikaments zur Auslösung einer Erektion oder das Herbeiführen der Gliedsteifigkeit mittels einer Vakuumpumpe beitragen. Ein weiteres diagnostisches Mittel ist die Sonographie zur Darstellung und besseren Beurteilung der Plaques.

Behandlungsmethoden & Erfolgschancen

Nicht jede Krümmung des männlichen Gliedes bedarf einer Behandlung. Oft ist der Geschlechtsverkehr auch weiterhin möglich und der Patient bleibt frei von Beschwerden. So plötzlich wie die Penisdeviation in einigen Fällen auftritt, so spontan kann sie auch von selbst wieder verschwinden oder ein weiteres Krümmen spontan anhalten. Bei über 40% der Betroffenen schreitet die Erkrankung jedoch vorerst weiter voran und geht mit Beschwerden einher. In diesen Fällen sollte der Mann mit seinem Arzt über die Möglichkeiten zur Therapie sprechen.

Die Behandlung hat das Ziel, eine Verschlechterung der Krümmung zu stoppen und im Optimalfall das Glied wieder in seine ursprüngliche Form zu bringen. Eine Penisdeviation lässt sich leider nur schwer vollständig heilen. Es bestehen jedoch gute Chancen, das weitere Voranschreiten zu stoppen.

Medikamente

In der Regel erfolgt zu Beginn der Erkrankung eine Behandlung mit Medikamenten. Ein gängiges Arzneimittel ist Kalium-4-Aminobenzoat, aber auch mit Acetyl-L-Carnitin wurde in Studien die Wirksamkeit nachgewiesen. Die medikamentöse Therapieform zielt auf eine Schmerzreduzierung sowie eine leichte Besserung die Deviation ab und bildet häufig die Grundlage für weitere Therapieformen.

Injektionen

Einige Medikamente können auch durch eine Nadel in das betroffene Gewebe bzw. die Plaques gespritzt werden. Dadurch wird eine höhere Konzentration der Arzneimittel in den betroffenen Stellen und somit eine bessere Wirksamkeit erhofft. Injiziert werden Verapamil, Interferone, Kollagenase oder Kortison. Deren Wirkung wird jedoch sehr unterschiedlich beschrieben und ist teils nicht vollständig belegt. Zudem werden die notwendigen Einstiche in den Schwellkörper mitunter kritisch beurteilt, da als Auslöser der IPP auch kleinere Verletzungen des äußeren Schwellkörpers genannt werden.

Vitamin-E

Die Vitamin-E-Therapie wird gelegentlich bei leichten Fällen empfohlen, ist jedoch unter Medizinern sehr umstritten. Das Vitaminpräparat wird in einer erhöhten Dosis oral eingenommen.

Stoßwellentherapie

Die Methode ist vergleichsweise schonend, da kaum mit Schmerzen zu rechnen ist und eine Betäubung oft entfällt. Vor einem Behandlungsbeginn werden die Plaques mit Hilfe von Ultraschallwellen geortet. Anschließend werden Stoßwellen zielgenau auf die Plaques abgegeben. Nach der Behandlung kann es bei manchen Patienten zu Blutergüssen und zu einem blutigen Urin kommen. Das Resultat der Stoßwellentherapie sollen eine Linderung der Schmerzen im Zuge einer Erektion sowie eine leichte Verkleinerung der Plaques sein.

Iontophorese

Bei der Behandlung trägt der Arzt geeignete Medikamente auf die von Plaques betroffenen Stellen auf. Am Penis wird zudem eine Elektrode befestigt. Die Wirkstoffe der Medikamente werden nun durch einen leichten Gleichstrom ionisiert und gelangen so besser durch die Haut in das betroffene Gewebe. Die Behandlung erfordert mehrere Sitzungen und soll eine Besserung, insbesondere bei Schmerzen, in frühen Erkrankungsstadien bringen.

Mechanischer Penisstreckapparat

Wenn sich der Krankheitsverlauf stabilisiert hat, empfehlen einige Ärzte den Einsatz eines Penisstreckers. Das Glied des Mannes wird bei dieser Therapie von einem speziellen Geschirr umgeben und durch dieses gestreckt. Trägt der Patient die Apparatur über einen längeren Zeitraum und mehrere Stunden am Tag, soll das Gewebe wachsen und sich die Verkrümmung etwas verringern.

Operation

Wenn die Krümmung seit mindestens 12 Monaten weder weiter voranschreitet, noch sich zurückgebildet hat, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Diese wird in der Regel nur aufgrund von erheblichen Einschränkungen beim Geschlechtsverkehr oder einer hohen psychischen Belastung des Patienten durchgeführt. Die Erfolgswahrscheinlichkeit, den Penis durch eine Operation wieder zu begradigen, liegt bei rund 80%. Nach welcher Methode eine Operation abläuft, ist individuell unterschiedlich. Das OP-Spektrum zielt entweder lediglich auf die Korrektur der Verkrümmung oder erweiternd auf den Erhalt der Penislänge und die Entfernung der Plaques ab. Ein Eingriff zur Korrektur der Krümmung erfolgt überwiegend unter Vollnarkose.

Bei vorhandener Erektionsfähigkeit und geringer Krümmung eignet sich die Nesbit-Operation. Dieses Verfahren ermöglicht eine Begradigung des Gliedes. Eine Entfernung der Plaques findet jedoch nicht statt. Daher wird diese Methode insbesondere bei einer angeborenen Krümmung durchgeführt.

Bei dem Eingriff wird die Vorhaut längs umschnitten und die obere Haut vom Penisschaft zurückgeschoben. Nun wird eine Erektion künstlich ausgelöst, wodurch der Operateur die Krümmung besser beurteilen kann. Auf der längeren Seite wird im nächsten Schritt ein Teil der Peniswand herausgeschnitten und dieser Bereich wird dann vernäht. Oftmals ist eine Korrektur in mehreren Schritten erforderlich. Die Operation dauert in etwa eine Stunde.

Eine weitere OP-Methode ist die Plikationstechnik. Wie bei der Nesbit-Operation wird auch bei dieser Methode eine bestehende Fähigkeit zur Erektion und eine nur leichte Krümmung vorausgesetzt. Die ersten Operationsschritte entsprechen dem der Methode nach Nesbit. Statt eines Herausschneidens wird mittels dauerhaft beständigen Nähmaterialien an der äußeren Wölbung der Krümmung der Schwellkörper gerafft. Sollte das Ergebnis noch nicht zufriedenstellen, sind gegebenenfalls weitere Korrekturen nötig. Die Oberhaut wird zum Ende mit selbstauflösenden Fäden wieder verschlossen. Abschließend wird die Blutung gestillt und dem Patient ein Verband angelegt. Das Plikations- sowie auch das Nesbit-Verfahren haben in den meisten Fällen eine Verkürzung des Gliedes um einige Millimeter zur Folge. Auch eine erneute Krümmung kann nach der Operation nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Einem Mann, bei dem eine besonders starke Verkrümmung von über 60° vorliegt und die Erektionsfähigkeit noch besteht, wird oft zu Plaque-Inzision und Grafting geraten. Bei dieser Methode kann die Penislänge erhalten werden. Da diese Operation im Vergleich zu den vorhergenannten Verfahren besonders komplex ist, nimmt sie mit etwa 2,5 Stunden auch deutlich mehr Zeit in Anspruch. Trotz der guten Resultate wird diese OP-Methode aufgrund der hohen Kosten eher selten angeboten.

Im ersten Schritt der Operation wird die Penishaut auf der unteren Seite mit einem Skalpell geöffnet und in Richtung Körper geschoben. Die nun offen liegende Gewebeschicht wird durch den Arzt mikrochirurgisch so behandelt, dass er im Anschluss die Verteilung der Plaques vollständig überblicken kann. Jetzt können diese entfernt werden. Im letzten Schritt werden die betroffenen Areale mit speziellen Materialien, den Grafts, abgedeckt.

Hat ein Patient neben einer Penisverkrümmung auch eine Erektionsstörung, können eine Penisbegradigung und das Einsetzen einer speziellen Penisprothese zusammen in einer Operation durchgeführt werden. Das setzt voraus, dass andere Therapieversuche bzgl. der Erektionsstörung nicht erfolgreich waren. Eine Penisprothese besteht aus einem Schwellkörperimplantat, das mit einer Pumpe im Hodensack verbunden ist. Bei der OP wird die Penisprothese zuerst eingesetzt. Üblicherweise werden hydraulische Modelle verwendet. Anschließend wird getestet, ob das Implantat zur Korrektur der Verkrümmung des Gliedes bereits ausgereicht hat. Sollte das Ergebnis noch nicht zufriedenstellen, wird im nächsten Schritt der Penis manuell gerichtet. Als weiteres Mittel kann der Eingriff auch um das Operationsverfahren Plaque-Inzision und Grafting zur Penisbegradigung ergänzt werden. Der Eingriff ist unumkehrbar und sollte daher gut überlegt sein. Potentielle Nebenwirkungen können Infektionen sowie Gewebeschäden oder eine geringere Empfindsamkeit des Gliedes sein.

Bei allen OP-Verfahren findet am Tag nach dem Eingriff in der Regel eine Nachuntersuchung statt. Dabei wird auch der Verband gewechselt. Zudem sollte der Patient in den ersten folgenden Tagen nach der OP auf das Duschen verzichten. Gegen die ersten Schmerzen können entsprechende Medikamente eingenommen werden. Der Krankenhausaufenthalt dauert meistens 2-5 Tage. Für die folgenden zwei Wochen werden vom Arzt spezielle Medikamente zur Linderung der Schmerzen sowie zur Unterdrückung von Erektionen verschrieben. In diesem Zeitraum sollte der Patient zudem von schweren körperlichen Betätigungen absehen. Nach etwa 12 Wochen sind der Geschlechtsverkehr und sportliche Aktivitäten dann im Normalfall wieder gefahrlos möglich.

Die operative Behandlung der Penisverkrümmung kann in seltenen Fällen Komplikationen, wie bspw. eine Sensibilitätsminderung des Gliedes, eine gestörte Erektion sowie Nachblutung, Thrombose oder Embolie nach sich ziehen.

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