Vasektomie / Sterilisation des Mannes - Verhütung für den Mann
Ist die Familienplanung abgeschlossen, kann die Vasektomie und somit die Unterbindung der beiden Samenleiter beim Mann eine mögliche Form der zukünftigen Verhütung darstellen. Daher sollte sich der Mann bzw. das Paar grundsätzlich erst einmal sicher sein, keine Kinder mehr zeugen zu wollen.
Ist dem so, können verschiedene Verhütungsformen sowie deren Vor- und Nachteile miteinander verglichen werden. Die Vasektomie hat bspw. im Vergleich zur Pille für die Frau den Vorteil, dass Frauen nun nicht mehr der Hormonbelastung über Jahre hinweg ausgesetzt sind. Lässt der Mann die Vasektomie durchführen, fällt die Einnahme der Pille weg.
Entscheidet sich das Paar für eine Sterilisation, stellt sich auch oft die Frage, ob der Eingriff nun beim Mann oder bei der Frau durchgeführt werden sollte. Die Operation bei Frauen nennt sich Eileiterunterbindung bzw. Eileiterverödung, welche im Vergleich zur Vasektomie risikoreicher ist. Denn es handelt sich um einen Bauchhöhleneingriff, also einer Bauchoperation. Im Vergleich ist die Vasektomie ein kleiner, einfacher ambulanter Eingriff unter Lokalanästhesie und ohne größere Schmerzen sowie Komplikationen durchführbar.
Definition und Sicherheit der Vasektomie
Die Sterilisation des Mannes (medizinisch Vasektomie oder Vasoresektion) ist eine Verhütungsmethode für den Mann. Es handelt sich hierbei um einen operativen Eingriff, welcher meist in Lokalanästhesie durchgeführt wird. Ziel ist das Erreichen der männlichen Unfruchtbarkeit (Verhütung).
Aktuell ist die Vasektomie die sicherste Methode zur dauerhaften Empfängnisverhütung. Dies kann anhand des sogenannten Pearl-Indexes (Versager-Quote) gut dargestellt werden. Der Pearl-Index beschreibt die Zuverlässigkeit einzelner Verhütungsformen. Hier wird die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften bei 100 Frauen über einen Zeitraum von 12 Monaten angegeben. So bedeutet bspw. ein Pearl-Index von 3 – 4 bei der Anwendung eines Kondoms, dass von 100 Frauen innerhalb von 12 Monaten drei bis vier Frauen schwanger werden.
Der Pearl-Index einzelner Verhütungsformen:
Verhütungsmethode | Pearl-Index |
---|---|
Sterilisation des Mannes | 0,1 |
Die Pille | 0,2 – 0,5 |
Sterilisation der Frau | 0,2 – 0,3 |
Chemische Verhütungsmittel | 8 – 36 |
Minipille | 0,5 – 4 |
Spirale | 1 – 2 |
Kondom | 3 – 4 |
Pessar | 2 – 4 |
Coitus Interruptus | 10 – 20 |
Kalendermethode | 15 – 35 |
Temperaturmethode | 1 – 3 |
Dreimonatsspritze | 0,2 – 0,5 |
Pille danach | 2 – 25 |
Keine Verhütung | 85 |
Irrtümer der Sterilisation beim Mann
Den Samenerguss gibt es auch weiterhin. Männer bemerken kaum Unterschiede, da mit etwa 5 % nur ein unwesentlicher Teil des Samenergusses aus dem Hoden stammt (vor der Vasektomie über die Samenleiter kommend). Der weitaus größere Teil der männlichen Ejakulation stammt von Prostata-Drüse und Samenblasen. Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Menge des Ejakulats nach einer Vasektomie fast unverändert bleibt, die Farbe ändert sich gar nicht. Einzig und allein unter dem Mikroskop sind wesentliche Unterschiede zu erkennen, da nach einer Sterilisation beim Mann nun die Samenfäden nicht mehr enthalten sind, was das Ziel des Eingriffes ist.
Teilweise denken Männer, sie lassen den Eingriff durchführen, da aktuell kein Kinderwunsch besteht. Später könnten sie den Eingriff – wenn möglicherweise doch mal Kinderwunsch besteht – ohne Probleme rückgängig machen lassen. Eine Rückoperation ist zwar möglich, jedoch sind hier zwei Punkte zu beachten. Zum einen ist die Rückoperation (Vasovasostomie oder Refertilisation) ein mikrochirurgischer und somit komplizierter Eingriff, welcher mit entsprechenden Kosten verbunden ist. Zum anderen gibt es nach der Rückoperation keine Garantie, dass die Frau schwanger wird, auch wenn die Operation erfolgreich verlief und die vormals getrennten Samenleiter wieder vereint sind. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass die Vasektomie nicht einfach mal so durchgeführt werden sollte, sondern der Mann bzw. das Paar den Eingriff als endgültig sehen sollten.
Auch nach der Vasektomie sollten noch andere Verhütungsmittel, wie Kondome, verwendet werden. Denn es befinden sich noch Samenfäden im oberen Teil des Samenleiters. Hier werden in Absprache mit der urologischen Praxis zwei Spermienproben, etwa 6 und 10 Wochen nach der Vasektomie (Intervalle können sich von Urologe zu Urologe unterscheiden und sind auch abhängig von der Anzahl der Samenergüsse des Patienten), abgegeben und untersucht. Lassen sich hier keine Samenzellen mehr finden, so ist der Mann wie gewünscht zeugungsunfähig. Somit sollte der Patient unbedingt auf das abschließende Ergebnis und dem „grünen Licht“ seitens des Urologen warten. Bis dahin muss weiterhin verhütet werden.
Es gibt nach dem heutigen Stand der Wissenschaft keinen Zusammenhang zwischen einer Vasektomie und einer anschließenden Erektionsstörung. Auch die weitere Produktion des männlichen Sexualhormones bleibt durch eine Sterilisation beim Mann unverändert. Die Testosteronproduktion findet weiterhin statt, das Testosteron wird nach der Vasektomie über den Blutweg abtransportiert.
Kosten einer männlichen Sterilisation (Operation und Nachsorge)
Die Gesamtkosten einer Vasektomie liegen deutschlandweit im Durchschnitt bei etwa 450 Euro, sofern wie meist üblich eine örtliche Betäubung durchgeführt wird. Darin sind alle Leistungen enthalten, wie die Voruntersuchung (u.a. mit Ultraschall des Hodens) und Beratung, die Operation sowie die Spermiogramm-Analysen. Die Kosten werden in aller Regel vom Patienten selbst getragen, da es sich um einen freiwilligen und selbst gewünschten Eingriff handelt, welcher medizinisch nicht notwendig ist. Der Patient erhält eine Rechnung von der urologischen Praxis. Die Krankenkassen kommen für die Vasektomie-Kosten nicht auf. Seltene Ausnahmen stellen schwere Erberkrankungen dar. Hier sollte im Vorfeld bereits mit der Krankenkasse Kontakt aufgenommen werden und eine schriftliche Zusage der Kostenübernahme vorliegen.
Im Ergebnis ist die Sterilisation beim Mann im Vergleich mit anderen Verhütungsformen (bspw. Pille) langfristig die günstigere Alternative.
Die Sterilisation des Mannes: Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge
Der erste Besuch in der urologischen Praxis dient der Aufklärung und Beratung. Schließlich handelt es sich um einen Eingriff, der seitens des Mannes / Paares gut überlegt werden sollte. In diesem Aufklärungsgespräch geht der Urologe auf den Eingriff, dessen Risiken etc. ein, der Patient sollte alle seine offenen Fragen stellen und darauf eine kompetente Antwort erhalten. Wichtig ist auch, dass der Patient ein gutes Gefühl hat und Vertrauen zum Urologen aufbauen kann. Er sollte darauf achten, ob der Urologe sich Zeit nimmt und auf alle Fragen verständlich und nachvollziehbar eingeht. Zudem ist dieses persönliche Gespräch auch für den Urologen wichtig. Eine körperliche Untersuchung bringt die Erkenntnis, ob der Patient für den Eingriff geeignet ist, bspw. werden Hoden und Samenstränge kontrolliert.
Zudem erfährt der Urologe die Beweggründe zur Operation und kann einschätzen, ob der Eingriff generell Sinn macht.
Die Sterilisation (egal ob beim Mann oder bei der Frau) ist vor allem dann eine mögliche Verhütungsform, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist, die Partnerin durch eine Schwangerschaft gesundheitlich gefährdet wäre, Erbkrankheiten bestehen würden oder die wirtschaftliche Belastung mit einem weiteren Kind zu hoch sein würde.
Ein Operationstermin zur Vasektomie kann frühestens 24 Stunden nach der Untersuchung und Aufklärung stattfinden. Dies ist die gesetzlich vorgeschriebene Bedenkzeit.
Sehr selten wird bei der Vasektomie eine richtige Narkose (Allgemeinanästhesie) angewandt. Normalerweise genügt eine lokale Betäubung im OP-Bereich (auch örtliche Betäubung genannt). Je nach Bedarf kann noch vor dem Setzen dieser lokalen Betäubung (Injektion) eine Salbenbetäubung dabei helfen, dass selbst die Injektion fast nicht wahrnehmbar ist. Wird die Betäubung fachgerecht durchgeführt, treten während der OP keine Schmerzen auf.
Es gibt zwei Techniken, welche allgemein verbreitet in den urologischen Praxen angewandt werden. Zum einen existiert seit mehreren Jahrzehnten die klassische Technik, bei der zur Hautöffnung ein Skalpell (normaler Hautschnitt) genutzt wird. Zum anderen hat sich jüngst die sogenannte no-scalpel-Technik verbreitet. Hierbei wird um die Haut zu öffnen kein Skalpell genutzt, sondern ein spezielles Instrument, mit dem ein getätigtes Loch in der Skrotalhaut (Hodensackhaut) anschließend so weit gedehnt wird, dass man an den Samenleiter gelangt.
In der Anzahl der Zugänge gibt es von Urologe zu Urologe Unterschiede. Ein Urologe bevorzugt zwei Zugänge an der Skrotalhaut (links und rechts), um linksseitig an den ersten und rechtsseitig an den zweiten Samenleiter zu gelangen. Ein anderer Urologe nutzt indes mittig an der Skrotalhaut nur einen Zugang, um über diesen nacheinander beide Samenleiter zu behandeln. Hat der Urologe den Samenleiter mit einer Spezialklemme erfasst, erfolgt unabhängig davon, ob als klassische Vasektomie oder als no-scalpel-Vasektomie, eine Durchtrennung des Samenleiters. Zudem wird ein kurzes Stück (etwa 1 bis 3 cm) davon entfernt, um dieses in die pathologische Untersuchung zu geben. Die dadurch entstandenen Samenleiterenden werden verödet und mit einem Faden unterbunden. Selbiges geschieht mit dem zweiten Samenleiter auf der anderen Seite. Die Hautöffnung wird bei der klassischen Vasektomie meist mit einem selbstauflösenden Faden vernäht, bei der no-scalpel-Technik wird darauf verzichtet, da sich die Haut wieder von alleine zusammenzieht und zusammenwächst. Ein Wundverband erfolgt mit Pflastern.
Der Eingriff selbst dauert ca. 20 - 30 Minuten. Unmittelbar nach dem Eingriff ist es ratsam, noch in der Praxis eine kurze Ruhephase zu haben (halbe Stunde bis eine Stunde). Es wird geraten, nicht selbst mit dem Auto nach Hause zu fahren, sondern sich fahren zu lassen. Zu Hause angekommen, sollte sich der Patient am Tag der OP schonen, auch zur Vermeidung von Nachblutungen. Die Schonung von 2 bis 3 Tagen ist wichtig für den Heilungsverlauf.
Was ist nach der Vasektomie zu beachten?
Ratsam ist vor allem, sich so zu verhalten, wie es der Urologe empfiehlt. Bei anhaltenden Schmerzen, höheren Temperaturen, starken Schwellungen, austretendem Blut oder anderen Dingen, die dem Patienten „nicht normal“ vorkommen, sollte nicht gezögert werden, den Urologen zu kontaktieren. Meist erhält der Patient nach dem Eingriff für alle Fälle auch eine Notfallnummer vom Urologen.
Im Rahmen der Nachbetreuung findet beim Urologen am Tag nach dem Eingriff eine Wundkontrolle statt. Hat der Patient postoperativ (also nach der OP) Schmerzen, so hilft in Absprache mit dem Urologen ein leichtes Schmerzmittel. Etwa 24 Stunden nach dem Eingriff kann der Patient auch wieder duschen, mit Baden sollte etwas länger gewartet werden, bis sich die Hautfäden aufgelöst haben (ca. 10 Tage).
Führt der Patient beruflich keine bis leichte körperliche Arbeiten durch, so kann er theoretisch am Tag nach der Vasektomie bereits wieder seinem Beruf nachgehen. Empfohlen wird trotzdem, dass sich der Patient etwa 2 – 3 Tage körperlich schont. Arbeitet der Patient in einem Beruf mit schwerer körperlicher Betätigung, so sollte er sich Urlaub nehmen und erst etwa eine Woche nach dem Eingriff wieder arbeiten gehen. Auf sportliche Aktivitäten wie etwa Joggen, Radfahren, Fußballspielen, Schwimmen sollte der Patient etwa eine Woche verzichten.
Im Grunde ist man nach der Vasektomie für immer zeugungsunfähig. Rein theoretisch besteht jedoch die Möglichkeit, dass in seltenen Fällen die getrennten Samenleiter wieder zusammenwachsen. Der Prozentsatz derer, die davon betroffen sind, ist sehr gering.
Risiken und Nebenwirkungen der Vasektomie
Eine ausführliche Aufklärung zu allen Risiken einer Vasektomie erhält der Patient im persönlichen Gespräch mit dem Urologen. Dieser wird darüber informieren, dass die Vasektomie, wie andere Operationen auch, nicht zu 100 % sicher ist. In der Regel werden die Komplikationen bzw. Risiken einer Vasektomie als gering eingestuft, diese sind u.a.:
- Gefäßverletzungen
- Blutungen (Nachblutungen)
- Schmerzen in der Leistengegend
- Infektionen (Wundinfektionen)
- Entzündung der Nebenhoden
- Bildung knotenförmiger Bindegewebswucherungen
- Wiedervereinigung der getrennten Samenleiter
- Narbenwucherung / Narbenbildung
Es können nach der Vasektomie auch Beschwerden durch eine weiterhin stattfindende Spermienbildung der Hoden zu spüren sein. Die produzierten Spermien müssen im Nebenhoden abgebaut werden, denn durch die Trennung der Samenleiter führt kein anderweitiger Weg mehr heraus. Besteht ein Ungleichgewicht zwischen der Neuproduktion von Spermien und dem Spermienabbau, so kann dies zu einem leichten spürbaren Druck im Nebenhoden kommen. Dieser wird von Patienten teils als unangenehm beschrieben und es kann zu ziehenden Beschwerden im OP-Bereich führen. Man bezeichnet das auch als Post-Vasektomie-Syndrom, welches meist innerhalb weniger Wochen wieder verschwindet. Es existieren hier jedoch auch vereinzelt Informationen über Patienten, bei denen diese lokalen Schmerzen länger anhalten. Diese Problematik ist selten, es sollte aber darauf hingewiesen werden.
Es ist zu lesen, dass die Durchführung einer Vasektomie dazu führt, dass der Patient ein erhöhtes Risiko hat, an Prostatakrebs zu erkranken. Lange gab es dazu nur sehr vage Studien. Eine aktuelle Studie aus 2014 gibt hier nun eine eindeutigere, mit Zahlen hinterlegte, Antwort. Hier wurden 50.000 Männer im Zeitraum von 1986 – 2010 in einer Nachuntersuchung kontrolliert. Laut dieser Studie beträgt die Zunahme des Prostatakrebsrisikos für Männer nach einer Vasektomie 10%. Man stellte eine Erhöhung des Anteils aggressiver Tumore fest. Teile der allgemeinen Ärzteschaft stehen dieser Studie skeptisch gegenüber und man ist der Meinung, es könnten mögliche Verzerrungen übersehen worden sein oder es fehlten weitere wichtige Angaben, um ein gesichertes Studienergebnis zu erhalten.